Ahninnen und Ahnen der Tänze

 

Wir geben hier einen Überblick über das Leben von zwei Persönlichkeiten, die Murshid Samuel Lewis beim Hervorbringen der Tänze des Universellen Friedens besonders beeinflusst haben: der Sufimystiker und Lehrer Hazrat Inayat Khan Khan und die Pionierin des Modernen Tanzes Ruth St. Denis. Auf der website der Sufi Ruhaniat International sind ausgezeichnete Biographien anderer spiritueller Lehrer und Begleiter von Samuel Lewis zu finden, dazu gehören der Zenmeister Nyogen Senzaki, der Hindumystiker und Weise Papa Ramdas, Sufi Barkat Ali, Joe und Guin Miller und andere.

 

 

Hazrat Inayat Khan (1882 - 1927)

 

Khan 1882 in eine edle indisch-muslimische Familie und ein altes Musikergeschlecht klassischer indischer Musik geboren. Maula Baksh, der als „Beethoven Indiens“ bekannt ist, war Inayats Großvater. Inayat wuchs im Haus seines Großvaters auf, einer religiös eklektischen und musikalisch gelehrten Umgebung, wo er eine strenge Ausbildung in klassischer indischer Musik erhielt und schon früh ein außerordentliches Talent als Sänger, Dichter, Komponist und Instrumentalist auf der Vina zeigte. Noch ehe er 20 Jahre alt war, wurde er Vollprofessor der Musik an der Gayanshala, einer Vorgängerin der Universität von Baroda.

Inayat Khan zeigte ein frühes natürliches Interesse an Spiritualität. Als junger Mann wurde er in viele Sufischulen initiiert, einschließlich der Einweihung durch Sheikh Muhammed Abu Hashim Madani in den Chisti Orden, einem Orden, der dafür bekannt ist, die Musik als Ausdruck des Göttlichen zu ehren. Sufismus ist ein esoterischer Weg, das Herz zu erwecken und für die Wahrheit des Seins zu öffnen. Inayat Khan erhielt eine tiefgehende Sufiausbildung, die Indische Philosophie, Yogaübungen und Religionsvergleich beinhaltete.

Das erste Mal reiste Sufi Inayat Khan 1910 im Alter von 28 Jahren in den Westen und zwar als Mitglied der Royal Hindustani Musicians, einer herumreisenden Gruppe, zu der auch sein Bruder und Cousin gehörten. Die Gruppe gab überall in den Vereinigten Staaten Konzerte. Später kehrte Inayat auf Bitte seines Sheikhs aus Indien zurück, um zu lehren und die Sufibotschaft in den Westen zu bringen. Er heiratete schließlich Ora Ray Baker und sie hatten drei Kinder: Vilayat (der spätere Vorsitzende des Sufiordens des Westens), Hidayat (der spätere Vorsitzende des Sufi Movement) und eine Tochter, Noor-un-Nisa (ein Mitglied des Französischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg, die während des Kriegs den Tod fand). Die Familie ließ sich in Suresnes, Frankreich nieder, und Inayat Khan reiste und lehrte von dort aus auf drei Kontinenten.

Samuel Lewis, der Urheber der Tänze des Universellen Friedens, begegnete Inayat Khan das erste Mal 1923 in San Francisco. Am Vortag hatte Lewis eine Vision von Inayat Khan empfangen, und sagte über seine erste persönliche Begegnung mit dem Meister, sie sei von „gewaltigem Licht“ erfüllt gewesen. Inayat Khan initiierte ihn am 21. Juni 1923 in den Sufismus; Lewis berichtete später, „Inayat Khan war der erste Mensch, der je mein Herz berührt hat.“ In den folgenden Jahren hatte Samuel Lewis einige Treffen mit Inayat Khan und arbeitete eng mit der von ihm ernannten Nachfolgerin in den Vereinigten Staaten, Murshida Rabia Martin, zusammen.

Während seiner Lehrtätigkeiten in Europa und Amerika arbeitete Inayat Khan daran, eine Bewegung spiritueller Freiheit aufzubauen, die auf dem Primat der Seele und dem Festhalten an der Wahrheit beruhte. Der Ehrentitel „Hazrat“, der ihm nach seinem Tod übertragen wurde, bezeugt seine hohe spirituelle Verwirklichung und kraftvolle Vision.

Hazrat Inayat Khans Lehre betont die Einheit der religiösen Ideale und Achtung für alle Religionen. Er forderte seine Schüler nicht auf, zum Islam zu konvertieren. Er lehrte nicht, dass die Aussagen der Religionen gleich seien, sondern dass jede einen anderen Strahl der Wahrheit enthalte und so für unterschiedliche Mitglieder der Menschheitsfamilie ein Fenster zum Absoluten bereitstelle:

 

 

 

 

Genau wie das Wasser eines Springbrunnens in einem einzigen Strom empor fließt, aber in vielen Tropfen herabfällt, die zeitlich und räumlich getrennt sind, genau so sind die Enthüllungen des einen Wahrheitsstroms. Nicht jeder kann die Vorstellung verschiedener Wahrheiten, die von der einen Wahrheit abstammen, verstehen. Der gesunde Menschenverstand wurde in dieser Welt der Vielfalt so einseitig ausgebildet, dass er notwendigerweise daran scheitern muss, die Weite und Feinheit einer spirituellen Tatsache zu erfassen, die weit außerhalb der Reichweite seines begrenzten Verstandes liegt.2

Die Tänze des Universellen Friedens entstammen dieser „universalistischen“ Sichtweise, einer Haltung des Respekts und der Offenheit für die Wahrheit, die in heiligen Worten oder Schriften enthalten sind.

Inayat Khan betonte die Initiation als einen Schritt ins Ungewisse; er betrachtete Glaubenshaltungen einfach als Stufen zu immer höheren Ebenen der Verwirklichung. Seine ausführlichen Vorträge über diese und andere Themen wurden von seinen Anhängern in Holland nieder geschrieben und schließlich als Sufi Botschaft der Spirituellen Freiheit zusammengetragen. Diese Vorträge decken praktisch sämtliche Aspekte des menschlichen Lebens und der spirituellen Reise ab.

Bei einer Rückkehr in Indien starb er am 5. Februar 1927 infolge einer Lungenentzündung. Seine Söhne führten sein Werk in den Vereinigten Staaten und Europa fort. Hazrat Inayat Khans Leben scheint in der ganzen Welt weiterhin als Licht, seine Worte als Verkörperung der Weisheit selbst. Mehr über diesen Meister und seine Lehren unter den folgenden Links.  

1 Zitat aus der Biografie Hazrat Inayat Khans von der Sufi Ruhaniat Webseite

2 Aus Band IV Spiritual Liberty der Sufi Message of Hazrat Inayat Khan

 

Hazrat Inayat Khan Links

Anmerkung der Übersetzerin: Zur Zeit wird recherchiert und überprüft, welche Schriften davon bereits auf deutsch zugänglich sind. Es lohnt sich daher, in geraumer Zeit noch einmal nachzuschauen.

Sufi Ruhaniat International - Eine ausführliche Biographie über Inayat Khan

Sufiorden des Westen (Sufi Order of the West) - Ein Überblick über Inayat Khans Leben und Kinder

Internationale Sufibewegung (International Sufi Movement) - Eine kurze Biographie und Links

Die Sufibotschaft (Sufimessage.com) - Die vollständigen Werke Hazrat Inayat Khans online

Hazrat Inayat Khan on Wikipedia

Complete Biography of Pir-o-Murshid Inayat Khan - eine Online-Version der Biographie, die im Verlag East-West Publications 1979 veröffentlicht wurde

The Vision of God and Man, Confessions – Eine Biographie aus dem Jahr 1915 von R.M.Bloch

The Sufi Message of Hazrat Inayat Khan - Die vollständigen Werke Hazrat Inayat Khans, seltene Fotos und mehr auf dieser Website.


 

Ruth St. Denis (1878-1968)

 

Ruth St. Denis war Visionärin und Pionierin des Zeitgenössischen Tanzes in Amerika: Ihr bahnbrechendes Werk bereitete den Weg für die nächste Generation Pionierinnen des Modernen Tanzes: Martha Graham gehörte zu ihren SchülerInnen. Ruth St. Denis spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung des bedeutenden Tanzfestivals in „Jacobs Pillow“ mit ihrem Partner und Mitarbeiter Ted Shawn.

In ihren frühen Jahren war sie eine Sensation, als sie „Tanzübersetzungen“ wie Radha und Weihrauch aufführte und Mutter Maria, Kwan Yin, den Yogi und andere Figuren der Göttlichkeit auf die Bühne brachte. Sie tanzte ihre Vision von ihnen aus ihrer eigenen Einstimmung auf ihre innere Verwirklichung.

Verkörperung - von Leben, Wahrheit und Einheit - war wesentlich für ihren Tanzansatz. Sie schrieb: „Unsere Körper sind gleichzeitig Empfangs- und Übermittlungsstationen des Lebens selbst. Die höchste Weisheit besteht darin, diese Tatsache zu erkennen und unsere Körper zu schulen, sich in Natur, Kunst und Religion einzufühlen und auf sie zu reagieren.

Ruth St. Denis beeinflusste Murshid Samuel L. Lewis, der sie „Mata-Ji“ (Verehrte Mutter) nannte und sich auf sie als „meine Patin“ bezog. Bei Murshids Schöpfung der Tänze des Universellen Friedens und der Spirituellen Gänge war sie eine Inspirationsquelle. In seinen Tagebüchern berichtet Murshid über einige tiefe Begegnungen mit ihr zu zentralen Zeiten seines Theologiestudiums, und sagt, sie habe ihn die Fähigkeit gelehrt, “Musik und Tänze direkt aus dem Kosmos zu ziehen, aus dem Herzen Gottes“. 1966 schrieb er:

 

 

 

Auf meiner nächsten Reise in den Süden werde ich, so Gott will, Ruth St. Denis sehen, um ihr den „Tanz des Universellen Friedens“ vorzustellen. Von den Weltführern der Religionen wurde er akzeptiert und von Sektenführern abgelehnt. Ruth St. Denis und ich stimmen darin überein, dass man dazu nicht viel sagen muss. Sie wollte mir ihre Philosophie erzählen, und ich sagte „In Ordnung, du sprichst und ich werde tanzen.“ Das machte sie sehr glücklich. (Tagebücher, 27. Februar 1966)

In ihrem unveröffentlichten Buch The Divine Dance (1933) schrieb Ruth St. Denis über ihre Vision eines zukünftigen Tanzes für Leben und Frieden:

 

Der Tanz der Zukunft wird sich nicht länger mit unbedeutenden Geschicklichkeitsübungen befassen… Wenn wir uns daran erinnern, dass der Mensch tatsächlich ein Mikrokosmos ist, also das Universum in Kleinformat, sollte der Göttliche Tanz der Zukunft in seinen kleinsten Gesten etwas von der Bedeutung des Universums vermitteln…Wenn wir uns zu einem immer besseren Verständnis unserer selbst aufschwingen, werden wir im universellen Rhythmus der Wahrheit und der Liebe die Streitigkeiten zwischen einzelnen Völkern und Rassen überwinden. Wir werden uns mit allen Völkern verbunden fühlen, die sich in diesem erhabenen Rhythmus bewegen.

Einen ausgezeichneten Überblick über „Miss Ruths“ Leben und Werk gibt Farrunissa Lila Rosas Essay auf der Sufi Ruhaniat website.

Ruth St. Denis Links

Vollständiger Text von Pioneer and Prophet, Band 1 (Complete text of Pioneer and Prophet, Volume 1)

Vollständiger Text von Pioneer and Prophet, Band 2 (Complete text of Pioneer and Prophet, Volume 2) der all ihre Tänze auflistet, mit begleitenden wunderschönen Fotografien, um 1920

Weisheit kommt tanzend (Wisdom Comes Dancing): Ausgewählte Schriften von Ruth St. Denis über Tanz, Spiritualität und den Körper von Ruth St. Denis, herausgegeben von Kamae a. Miller, Santiago Verlag 2002


Sufi Vision and Initiation , by Samuel L. Lewis, ed. Neil Douglas-Klotz, San Rafael CA, Sufi Islamia/Prophecy Publications, 1986


Ruth St. Denis quotes on BrainyQuote

 

Ruth St Denis video

 

 

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